Payment – per Handfläche autorisieren?

Payment – per Handfläche autorisieren?

Der WeChat-Betreiber Tencent möchte Handflächenscanner für Zahlungen nutzen. Das wirft Fragen auf. Eine Flasche Limo für nur einen Cent? Klingt wie ein guter Deal. Der Haken: Sie können nur bezahlen, indem Sie Ihre Handfläche scannen lassen und diese biometrischen Daten mit einem chinesischen Tech-Giganten teilen. Das Angebot hat das Unternehmen Tencent, bekannt als Betreiber von WeChat, kürzlich einer Handvoll chinesischer Verbraucher gemacht, wie in einem Video zu sehen ist, das Ende September auf Douyin, der chinesischen Variante von TikTok, veröffentlicht wurde. In dem Video ist zu hören, wie eine Person, die ein WeChat-Mitarbeiter zu sein scheint, die Leute anweist, ihre Hand vor ein Erkennungsgerät zu halten und Handflächenscans zuzulassen, um im Gegenzug den speziellen Limonaden-Deal zu erhalten. „Das ist eine neue Funktion von WeChat Pay. Jeder ist willkommen, unseren Service zu testen und uns zu unterstützen“, sagt die Stimme im Off. Der Nutzer, der das Video hochgeladen hat, fragt, wie neu die Funktion ist – und die Stimme antwortet, dass sie erst vor kurzem in der chinesischen Stadt Guangzhou verfügbar ist. Wie sich aus Social-Media-Beiträgen herausstellt, testet Tencent, das auch das Bezahlsystem WeChat Pay betreibt, schon seit Monaten Bezahlgeräte mit Handflächenscannern in China. Befürworter der Technik sagen, sie sei genauer und sicherer als andere Formen der Biometrie – auch bei Leaks. Doch während die Erkennung von Fingerabdrücken und Gesichtern bereits in großem Umfang zur Identitätsüberprüfung eingesetzt wird, haben sich Verfahren zur Unterscheidung von Handflächenabdrücken – einschließlich der sichtbaren Linien und Venen unter der Haut – bislang nur in speziellen Bereichen durchgesetzt.

Doch obwohl ein Mangel an Trainingsdaten die Entwicklung der Technik verlangsamt hat, sei sie jetzt fast bereit für eine kommerzielle Massenanwendung, sagen Forscher. „Ich kann Ihnen ganz ehrlich sagen, dass wir seit über 20 Jahren an der Erkennung von Handflächenabdrücken arbeiten. Jetzt ist es soweit“, sagt etwa David Zhang, ein Experte für den Bereich und Professor an der School of Data Science der Chinese University of Hong Kong in Shenzhen. Er sei derzeit dabei, kommerzielle Anwendungen zu gestalten. Und genau hier kommt Tencent ins Spiel. Die neue Erkennungstechnik ist zweifelsohne attraktiv, da das Unternehmen mit Alipay um die Vorherrschaft bei Bezahldiensten konkurriert. Hinzu kommt: Da China nach wie vor eine Zero-COVID-Politik verfolgt, die bedeutet, dass die Menschen nach wie vor Maske tragen und Körperkontakt vermeiden, wirken berührungslose Handflächenscans attraktiv. Mit aktuellen Verfahren hält man die Hand wenige Zentimeter vor die Kamera, eine Berührung wie bei Fingerabdruckscans ist nicht notwendig. Bei Tencent ist dementsprechend die große Datensammelei ausgebrochen: Indem der Konzern den Nutzern kleine Geldprämien im Austausch für ihre Teilnahme und ihre Daten anbietet, ist das Unternehmen einen Schritt näher dran, die Handflächenerkennung im Alltag zu verbreiten – und zwar in wirklich großem Maßstab.

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